Bock auf Stille oder vermeidest du sie?

Veröffentlicht am 14. Dezember 2024 um 09:48

Lässt du Stille in dein Leben oder vermeidest du sie?

Vielleicht kennst du das: es wird still um dich herum aber in dir wird es sehr laut! In einer Welt voller Reize und Hektik bleibt oft kaum Raum, um zur Ruhe zu kommen. Wir sind ständig visuell und auditiv überflutet: Überall gibt es etwas zu sehen und zu hören.

 

In der Einführung zur Musiktherapie frage ich meine PatientInnen immer, wann und wie sie Musik hören. Viele berichten, dass Musik eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielt – sie begleitet sie durch den ganzen Tag. Doch wenn ich frage, was passiert, wenn die Musik plötzlich verstummt, höre ich häufig Sätze wie: „Dann werde ich nervös“ oder „Mit der Musik ist etwas da“.

 

Das zeigt mir, dass Musik oft mehr ist als Unterhaltung. Sie kann Halt und Orientierung geben und zugleich Gefühle wie Leere, Einsamkeit oder innere Unruhe in Schach halten. Vielleicht magst auch du dir einmal diese Frage stellen:

Wie gehst du mit der Stille um? Gibt es in deinem Alltag Momente der Stille? Wie erlebst du sie?

 

In der Musiktherapie, bei Klangreisen oder während einer Klangmassage mache ich immer wieder die Erfahrung, dass Stille eine ganz eigene Qualität bekommt. Wenn der letzte Ton verklungen ist, entsteht oft eine Stille, die wirklich still ist – sie ist keine Leere, sondern eine Fülle. Das Gehörte kann nachklingen. Es ist eine Stille, die uns nährt uns.

 

Besonders während Klangmassagen erlebe ich, wie sich die Atmosphäre verändert, wenn die empfangende Person innerlich zur Ruhe kommt. Das zeigt sich oft in einer vertieften Atmung oder einer entspannten Körperhaltung. Ein Beispiel: Vor kurzem begleitete ich eine junge Frau, die sich sonst unwohl fühlte, wenn es still wurde. Sie vermied in der Folge jegliche Form von Stille, sondern beschäftigte sich immer mit irgendetwas. In der Klangmassage konnte sie so zur Ruhe finden, dass sie die anschließende Stille als wohltuend und erfüllend wahrnahm. Für sie eine völlig neue Erfahrung!

 

Warum ist Stille so wichtig?

In unserer lauten und stressigen Welt kann der Mangel an Stille uns krank machen. Stress, der oft durch ständige Reize verstärkt wird, ist ein wesentlicher Faktor bei vielen Erkrankungen. Gelingt es uns, der Stille wieder mehr Raum zu geben, können wir unseren Stresspegel senken – und damit unsere Gesundheit fördern. Eigentlich einfach und doch so schwer in der Umsetzung im Alltag. Aber das wäre ein Thema für einen anderen Blog.

 

Eine Übung für mehr Stille

Wenn du die Stille ausprobieren möchtest, könnte dir folgende Übung helfen:

 

  1. Sorge für ungestörte Zeit: Schalte dein Handy auf Flugmodus. Falls du nicht allein bist, informiere die anderen, dass du nicht gestört werden möchtest.
  2. Wähle Musik aus: Suche dir ein Musikstück, welches du mit Entspannung verbindest. Falls dir nichts einfällt, kannst du über Begriffe wie „Entspannungsmusik“ auf Plattformen wie Spotify etwas Passendes finden.
  3. Bereite dich vor: Entscheide, ob du Kopfhörer oder Lautsprecher nutzen möchtest, und finde eine bequeme Sitz- oder Liegeposition. Achte darauf, dass du es warm genug hast.
  4. Atme bewusst: Atme einige Male tief durch die Nase ein und durch den Mund aus. Stell dir vor, wie du mit jedem Ausatmen Spannung loslässt.
  5. Höre die Musik: Spiele das Musikstück ab und lausche aufmerksam. Wenn Gedanken kommen, nimm sie wahr, ohne an ihnen festzuhalten. Lass sie vorüberziehen.
  6. Bleibe in der Stille: Wenn die Musik endet, schalte sie aus und verweile noch eine Weile in der Stille.

 

Reflexion

Wie fühlt sich dein Körper an? Gibt es Entspannung oder Anspannung? Wo spürst du etwas? Fühlst du dich leicht oder schwer? Welche Empfindungen oder Gefühle nimmst du wahr? Ist da Ruhe, Zufriedenheit, Glück oder Nervosität, Melancholie ...? Wie ist es mit deinen Gedanken – sind sie ruhiger geworden, oder kreisen sie noch?

 

Beende die Übung, wenn du das Gefühl hast, dass der richtige Moment gekommen ist. Diese Übung kannst du regelmäßig wiederholen, um der Stille in deinem Alltag mehr Raum zu geben.

 

Wenn du magst, teile mir gern deine Erfahrungen mit.