Singen entspannt - auch Nichtsängerinnen und - sänger profitieren davon!

Veröffentlicht am 9. Juli 2024 um 09:34

Nichts ist schöner als eine Stimme, die summt, um ihre eigene Melodie zu finden.“ Frederic Chopin


Ich kann nicht singen! Ich bin bin unmusikalisch!

Diese Sätze höre ich immer wieder. Mir blutet jedes Mal das Herz.

Kleine Kinder stellen sich die Frage, ob sie singen können, nicht. Sie singen fröhlich vor sich hin. Singend begleiten Sie ihr Tun. Es interessiert sie nicht, wie es klingt, ob es anderen gefällt oder nicht. Sie singen um des Singens willen.
Sie drücken sich aus, so wie es aus ihnen fliessen will. Singend verarbeiten Sie Ihre Erlebnisse.

Erinnerst du dich noch, wie es damals war? 


Als ich mit kleinen Kindern musiktherapeutisch arbeitete eröffnete mir dieser Ansatz hilfreiche Zugänge. Statt nur zu sprechen interagierte ich mit den Kindern singend. 
Über das Singen werden andere Regionen im Hirn angesprochen, als wenn die Botschaft
nur gesprochen wird.


Die Kinder werden grösser und dieser hemmungslose Zugang zum stimmlichen Ausdruck versiegt. Singen wird immer mehr gekoppelt mit Leistungsansprüchen und Wettbewerbsgedanken. Die weniger
„Begabten“ bekommen schlechte Noten.


Ein Klient erzählte mir kürzlich, dass sein Lehrer ihn angewiesen hatte, nur seinen Mund zu bewegen, ohne
einen Ton mitzumachen. Wie schrecklich muss sich das anfühlen?!
Die eigene Stimme bist du und die darf sich nicht mehr ausdrücken!


Ich erinnere mich auch noch an die Zeit in der Primarschule. Wir mussten einzeln vor die ganze Klasse
stehen und ein Lied singen und das Resultat = die Note stand dann im Zeugnis.


Wie man nun in einer solchen Situation singt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Wie sollte ich
singen können, wenn mich schon die Situation, mich vor der Klasse hinzustellen zu müssen stresst?


Unter Stress ziehen wir uns zusammen. Die Schultern gehen hoch und klappen nach vorne, der Kopf wird
eingezogen wie bei einer Schildkröte, die sich unter dem Panzer verstecken muss. Die Stimmbänder
kommen in Anspannung, ebenso der Bauch. Der Brustkorb ist alles andere als frei und beweglich.


Und so soll man nun singen, im Wissen, dass die Note nachher auf immer und ewig im Zeugnis steht?


Gesungen wird dann später vielleicht noch im Auto, wo niemand uns hören kann oder im
Fussballstadion. Vielleicht wird auch gar nicht mehr gesungen.


Komisch findet man das nicht, denn schliesslich hat auch zu Hause niemand gesungen.

 

In unserer Familie spielte das Singen stets eine wichtige Rolle. Das Wandern, das uns als Kinder überhaupt nicht gefallen hat, wurde dadurch einfacher.
Meine Mutter spielte auch öfters auf der Gitarre und wir sangen gemeinsam mehrstimmig verschiedene Volkslieder.


Dadurch hatte ich einen unverkrampften Zugang zu meiner Singstimme.
Später an der Mittelschule hatte ich dann einen Singlehrer, der meine Stimme plötzlich ganz anders
nämlich schlechter bewertete. Dadurch geriet mein Selbstbewusstsein, was meine Stimme betraf,
auch etwas ins Wanken.Glücklicherweise jedoch nie so, dass ich begann, mich infrage zu stellen.


Leistungsorientiertes Singen interessierte mich nie wirklich. Ich entdeckte schon früh die wohltuende Wirkung vom Singen einfach um des Singens willen.
Singen, um abzuschalten, aus Freude am Tun, singen, um mich mit mir zu verbinden und so in einen
entspannten Zustand zu kommen.


Als Musiktherapeutin ist für mich die Arbeit mit der Stimme ein Tool, das ich immer wieder nutze. Im
ersten Moment erschrecken die Patientinnen und Patienten dann oft. Scham und alte Glaubenssätze
drängen sich sofort in den Vordergrund.


Über klingenden Ausatem = summen, hin zu einfachen Call - Response Gesängen gelingt es oft, diese
Hürde zu überwinden.


Die Begleitung mit einfachen Trommelschlägen hilft, den Sprung ins Unbekannte zu wagen.
Anfangs zart und leise werden die Stimmen mit der Zeit lauter und klarer. Mutig werden stimmliche
Statements abgegeben.
Indem die Gruppe die eigenen Töne wiederholt, wird das eigene bestärkt und bekommt so noch mehr
Kraft.


Nach dem Ausklang entsteht oft eine Stille, die erfüllt ist von einer grossen Präsenz. Es entstehen
Glücksgefühle, ein Gefühl der Verbundenheit, Stolz und ein Kribbeln im ganzen Körper.

 

Es gibt diverse Studien, die die gesundheitsfördernde Wirkung vom Singen belegen.
So fand zum Beispiel Kreutz et al. (2004) heraus, dass Singen den Cortisolspiegel (= Stresshormon)
senkt. Gick (2011) zeigte, dass Singen positive Effekte auf die emotionale Gesundheit hat, sowie
Angstzustände reduziert und die Lebenszufriedenheit erhöht.


Vielleicht hast du auch schon den Tipp bekommen, dass du einfach singen musst, wenn du Angst hast
alleine in den Keller zu gehen.


Weitere Wirkungen von Singen:
• Singen vertieft die Atmung und dein Atemmuskel wird trainiert
• Singen kann die Herzfrequenzvariabilität verbessern
• Beim Singen werden mehrere Gehirnareale genutzt
• Durch die Ausschüttung von Endorphinen können Schmerzen gelindert werden.


Fazit: Jeder kann singen und so auch von der gesundheitsfördernden Wirkungen des Singens 
profitieren!


Du brauchst dafür keine speziellen Kenntnisse, musst weder Nena noch Adel oder Andrea
Bocelli sein.


Deine Stimme ist einzigartig und gut so, wie sie ist.
Lust am Tun, zur Entspannung und just for Fun: das kann jeder, auch du!!


Wenn dich das Thema näher interessiert, freue ich mich über eine Nachricht von dir.

Singen entspannt